Er­?ff­nungs­ver­an­stal­tung des Pro­jekts "Pa­der­bor­ner Adi­po­si­taspr?­ven­ti­on und In­ter­ven­ti­on" PA­PI am 21.2. im Au­di­max: Wis­sen­schaft­ler und Ex­per­ten aus der Pra­xis an ei­nem Tisch

Ern?hrungs- und Bewegungssituation von Kindern dauerhaft verbessern

"Was H?nschen nicht isst, isst Hans nimmermehr", sagt Ern?hrungswissenschaftler Prof. Dr. Helmut Heseker von der Uni Paderborn und meint damit: Wer im Kindesalter am allerliebsten Pommes und Nudeln mit fettiger So?e futtert, bleibt als Erwachsener bei diesen Ern?hrungsgewohnheiten. Hans kostet das im schlimmsten Fall acht Lebensjahre: ?bergewichtige und fettleibige Menschen haben eine reduzierte Lebenserwartung. "Nur wer im Kindsalter sein Ern?hrungs- und Bewegungsverhalten in die richtige Richtung bringt, wird als Erwachsener h?chstwahrscheinlich normalgewichtig bleiben. 80 Prozent aller dicken Kinder werden dicke Erwachsene." Das ist nur eine von vielen Nachrichten, die von Wissenschaftlern, Erziehern, Lehrern und anderen Experten w?hrend der Er?ffnungsveranstaltung von PAPI (Paderborner Adipositaspr?vention und Intervention) diskutiert wurden. Nach den Gru?worten von Uni-Rektor Prof. Dr. Nikolaus Risch, von Bürgermeister Heinz Paus und dem Landrat des Kreises Paderborn, Manfred Müller, wurde in Vortr?gen die Arbeit des PAPI-Teams und einer Schweizer Pr?ventionsstudie vorgestellt. Danach hatten alle Beteiligten die M?glichkeit, sich im Foyer an den St?nden verschiedener Projekt-Partner auszutauschen. Mit dabei waren unter anderem die Stadt Paderborn, Kindertageeinrichtungen, Familienbildungsst?tten, die AOK, die Bertelsmann- und die Heinz Nixdorf Stiftung.

Mit dem Projekt PAPI wollen Prof. Dr. Helmut Heseker und sein Kollege Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettscheider, Sportwissenschaftler und wie Heseker t?tig am Departement Sport und Gesundheit der Universit?t Paderborn, den Anstieg von ?bergewicht und Adipositas (krankhafte Fettleibigkeit) im Kindesalter stoppen und einen Rückgang einleiten. Die Zahlen sind alarmierend: Nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation werden in drei Jahren etwa 15 Millionen Kinder und Jugendliche in Europa an krankhafter Fettleibigkeit leiden, schon jetzt sind deutschlandweit 15 Prozent aller Kinder zwischen drei und siebzehn Jahren übergewichtig. Paderborn liegt mit Blick auf diese Zahlen genau im Bundesdurchschnitt: "In Ostwestfalen ist es keineswegs besser als anderswo", betont Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider. Problematisch sei, dass Adipositas lange Zeit gar nicht als Problem erkannt wurde. "Selbst Kinder?rzte haben oft nur verniedlichend vom kleinen Pummelchen gesprochen, das mit Erreichen der Pubert?t die überflüssigen Pfunde schon verlieren wird", so Brettschneider. Genau das passiert aber nicht - gerade im Grundschulalter kommt es bei Kindern immer noch zu einem dramatischen Anstieg von ?bergewicht. Die beiden Experten sind sich sicher: "Die Probleme l?sen sich keineswegs von selbst."

Was sich trivial anh?rt, ist für das PAPI-Team harte Arbeit: "Wenn Eltern immer noch Fernseher in Kinderzimmer stellen, dann muss ihnen eben jemand sagen, dass das nicht gut für ihre Kinder ist", sagt Heseker. Das sei auch das Besondere an dem Projekt PAPI: "Die Mitarbeiter gehen raus in Kindertagesst?tten und Schulen, sprechen mit Erziehern, Eltern und Lehrern. Unser interdisziplin?res Team besteht aus Sportwissenschaftlern, P?dagogen, ?rzten und Ern?hrungswissenschaftlern. Das ist ein Vorteil." Studentische Hilfskr?fte, die zum Beispiel türkisch sprechen oder polnisch, gew?hrleisten durch ihre Mitarbeit, dass Sprachbarrieren überwunden werden. Für alle Beteiligten ist es gar nicht so einfach, die Eltern dicker Kinder mit den PAPI-Ideen zu erreichen. Die Gründe dafür nennt Prof. Heseker: "Mangelhafte Bewegung und fehlerhafte Ern?hrung kommt vor allem in Familien vor, die sozial weniger privilegiert sind, die sich eher im bildungsfernen Milieu bewegen oder aber einen Migrationshintergrund haben. Die gesellschaftliche Polarisierung macht sich bei unserer Arbeit sehr stark bemerkbar." Sprich: Eltern von fitten Kindern, die Sport treiben und kreativ mit dem Computer umgehen, interessieren ich sehr wohl für die Ern?hrung und eine ausreichende Bewegung ihres Nachwuchses. Heseker: "Doch wir müssen gerade die anderen Eltern von unseren Zielen überzeugen!" Die gesundheitlichen Risikofaktoren für übergewichtige Kinder sind enorm: Der Skelettapparat ist beeintr?chtigt, es kommt h?ufig zu Herz- und Kreislauferkrankungen.  Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes Typ II (früher bekannt als "Alters-Diabetes") treten vermehrt auf, es kommt zu psycho-sozialen Entwicklungsverz?gerungen. "Dicke Kinder werden geh?nselt und geraten ins Abseits", best?tigt Brettscheider.

Dabei haben sich die Leiter des PAPI-Projekts ganz bewusst für ein optimistisches Motto entschieden: "Unbeschwert aufwachsen in Paderborn". Schlie?lich wolle man positive Signale setzen und alle Betroffenen motivieren, aktiv auf ihre Gesundheit Einfluss zu nehmen. "Der erhobene Zeigefinger hilft wenig", so Heseker. Bei Papi gehe es beispielsweise um genussvolles Essen, Spa? an Bewegung, Sinnes- und K?rperwahrnehmung und um Musik, Tanz und Kreativit?t. "Wer morgens vernünftig frühstückt, zu Fu? statt mit dem Auto die Schule erreicht und am Nachmittag mit Freunden Fu?ball spielt, statt stundenlang vor dem Fernseher zu hocken, bekommt einfach ein besseres Lebensgefühl", ist sich der Ern?hrungswissenschaftler sicher.

Das Projekt PAPI ist eins von 24 Pr?ventionskonzepten, das erfolgreich aus dem Wettbewerb "Besser essen. Mehr bewegen", veranstaltet vom Bundesministerium für Ern?hrung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), hervorgegangen ist. Knapp 500 Initiativen waren in einer ersten Stufe an den Start gegangen, die ausgew?hlten Projekte werden in den n?chsten drei Jahren gef?rdert. Worin das gro?e Plus des Paderborner Projekt liegt? "Ganz sicher in der Interdisziplinarit?t", vermutet Prof. Dr. Brettschneider, "denn am Department für Sport & Gesundheit arbeiten verschiedene Experten unter einem Dach". Diese Besonderheit an der Paderborner Universit?t betonte auch Rektor Prof. Dr. Nikolaus Risch w?hrend der Er?ffnungsveranstaltung: "Wir haben hier am Departement eine gute Kombination von Ern?hrungs- und Sportwissenschaftlern. Zudem ist ?bergewicht ein hochaktuelles Thema, das uns alle angeht." Unterstützt wurde er in diesem Punkt von Bürgermeister Heinz Paus und Manfred Müller, dem Landrat des Kreises Paderborn: "Kinder sind schlie?lich unsere Zukunft. Mit k?rperlicher Mobilit?t wird auch geistige Mobilit?t erreicht."

In den n?chsten drei Jahren wollen Heseker und Brettscheider zusammen mit ihrem Team nachhaltige Strukturen aufbauen: Interventionsprogramme gebe es schon lange, letztlich sei aber wichtig, dass man alle Verantwortlichen an einen Tisch bekomme, um so die Kr?fte zu bündeln. Brettscheider: "Wir wollen eine Vernetzung all derjenigen erreichen, die Verantwortung für unsere Kinder haben." In der Stadt und im Kreis Paderborn konnten schon viele Kooperationspartner für PAPI gefunden werden, ebenso in Gütersloh und in Herford. Langfristig sollen in ganz Ostwestfalen die Ideen und Ziele von PAPI verbreitet werden.

Text und Foto: Christiane Bernert

Foto (Christiane Bernert): Sportwissenschaftler Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider (li.) und Prof. Dr. Helmut Heseker, Ern?hrungswissenschaftler, beide t?tig am Departement Sport und Gesundheit der Universit?t Paderborn, sind die wissenschaftlichen
Foto (Christiane Bernert): Sportwissenschaftler Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider (li.) und Prof. Dr. Helmut Heseker, Ern?hrungswissenschaftler, beide t?tig am Departement Sport und Gesundheit der Universit?t Paderborn, sind die wissenschaftlichen Leiter des Projekts PAPI: Paderborner Adipositaspr?vention und Intervention. Zusammen mit ihrem Team wollen sie die Ern?hrungs- und Bewegungssituation von Kindern dauerhaft verbessern.