Das En­de der elek­tro­ni­schen Bi­blio­thek: Neu­es Ur­he­ber­recht zu Las­ten von Wis­sen­schaft und Bil­dung

Am 22. M?rz hat das Bundeskabinett den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft (?Zweiter Korb“) verabschiedet. Einige der Vorschl?ge widersprechen aus Sicht der Universit?t Paderborn dem im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgehaltenen Ziel eines ?bildungs- und wissenschaftsfreundlichen Urheberrechts“. Ganz im Gegenteil: Deutschland droht durch das Urheberrecht ein bildungs- und wissenschaftsfeindliches Land zu werden.

Besonders gravierende Folgen wird die Einschr?nkung des Dokumentlieferdienstes haben (§53a UrhG). Vor Ort fehlende Zeitschriftenartikel dürfen anders als bisher nicht mehr via elektronischer Lieferung von anderen Bibliotheken bezogen werden (Preis pro Artikel über die Fernleihe: 1,50 Euro), sofern ein entsprechendes kostenpflichtiges Angebot der Verlage existiert (Preis pro Artikel: ca. 35 bis 40 Euro).

Auf die Studierenden und Forschenden kommen damit massive Kosten für die Versorgung mit notwendiger Literatur zu. Die in den letzten Jahren in den Hochschulbibliotheken mit hohen Kosten ausgebaute hochleistungsf?hige Infrastruktur für den elektronischen Lieferdienst ist damit vergeudete Investition.

Absolut unverst?ndlich ist darüber hinaus, dass die an vielen Bibliotheken mit gro?em personellen und finanziellen Aufwand und gro?em Erfolg eingeführten elektronischen Seminarapparate wieder eingestellt werden müssen (§52b UrhG). Das Verbot gerade dieses Instrumentes, das das Studium vereinfacht und beschleunigt, ist angesichts der Einführung von Bachelor- und Masterstudieng?ngen sowie von Studiengebühren nicht nachvollziehbar. Zudem behindert das Verbot einen fl?chendeckenden und nachhaltigen Ausbau von E-Learning-Strukturen in den Hochschulen, wie er im Moment u. a. in Paderborn mit erheblichen F?rdermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert wird.

Die Feststellung des für die neuen Bestimmungen zust?ndigen Bundesministeriums für Justiz, dass die Novelle das ?deutsche Urheberrecht fit mache für das digitale Zeitalter“, kann nur als Hohn begriffen werden. Die Bedürfnisse der Universit?ten und Forschungseinrichtungen werden nicht hinreichend berücksichtigt. Durch die geplanten Regelungen wird Deutschland als Bildungs- und Forschungsstandort weiter geschw?cht.

Rektorat und Universit?tsbibliothek der ?Universit?t der Informationsgesellschaft“ appellieren an die Paderborner Bundestagsabgeordneten, den derzeitigen Pl?nen zur ?nderung des Urheberrechts, die demn?chst im Bundestag beraten werden, nicht zuzustimmen.

Informationen zum Thema sind zu finden unter: http://www.urheberrechtsbuendnis.de